04.06.2025
Der Wirtschaftsbereich Handwerk Deutschlands und damit Sachsens steckt weiterhin in der Krise. Vor allem Gewerbe und Gewerbegruppen, die für den Wohnungsbau oder als Zulieferer für die Industrie arbeiten, haben noch immer Umsatzeinbußen zu verkraften. Hinzu kommt: Branchenübergreifend sehen sich Handwerksfirmen beim Personal zunehmend einem Spagat zwischen ausscheidenden Beschäftigten der Babyboomer-Generation und betrieblichen Strukturanpassungen einer langfristig geringeren Belegschaft ausgesetzt.
„Zumindest fürs Handwerk kann von einer deutlich spürbaren Belebung der Binnenwirtschaft noch keine Rede sein. Daher halten wir an der Forderung gegenüber der Politik nach rasch wirksamen Impulsen fest, um wieder Wachstum und Beschäftigung zu generieren“, wie Handwerkstag-Geschäftsführer Andreas Brzezinski vor Medienvertretern am Mittwoch in Dresden betonte.
Wie die Konjunkturumfrage Frühjahr 2025 im sächsischen Handwerk zeigt, bewerten – über sämtliche Gewerbegruppen hinweg – 31 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage mit gut/besser, 50 Prozent mit befriedigend/gleichbleibend, 19 Prozent mit schlecht/verschlechtert (Frühjahr 2024: gut/besser: 39; befriedigend/gleichbleibend: 44; schlecht: 17 Prozent). Partiell gedämpft-optimistisch sind die Erwartungen für die nächsten Wochen: 16 Prozent haben Hoffnung auf bessere, knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) auf zumindest gleichbleibende Geschäfte; ein Fünftel befürchtet eine Verschlechterung.
Von der Krise geprägt sind insbesondere Unternehmen des Bauhaupt-, zum Teil auch die des Ausbaugewerbes. Firmen beider Gewerbezweige benoten die Geschäftslage zu 31 bzw. 32 Prozent (Frühjahr 2024: 32 bzw. 44) mit gut. Mit schlecht bewerten die Geschäfte 26 bzw. 18 Prozent (2024: 24 bzw. 16 Prozent) der befragten Bau- und Ausbaufirmen.
Kritischer als im Vorjahreszeitraum erweist sich die Geschäftslage bei Handwerkern, die für den gewerblichen Bedarf arbeiten (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer) sowie bei personenbezogenen Dienstleistern (Friseure, Goldschmiede, Fotografen), während sich die Lage bei Betrieben des Kfz-Gewerbes und bei Gesundheitshandwerken (Augenoptiker, Hörakustiker) im Wesentlichen auf dem Vorjahresniveau eingepegelt hat.
Hinsichtlich Beschäftigtenzahl ringen Gewerke weiterhin darum, ihre angestammten Fachleute sowie eigens ausgebildeten Berufsnachwuchs zu halten, um beim erhofften Konjunkturaufschwung am Markt weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
Aktuell geben gut Dreiviertel (76 Prozent) der Befragten aus allen Branchen an, den Personalbestand konstant gehalten zu haben (2024: 71 Prozent). Zuwächse in der Belegschaft signalisieren 7 Prozent der befragten Firmen. Dagegen melden 17 Prozent der befragten Betriebe (2024: ein Fünftel) Personalabgänge.
Gegenüber dem Vorjahr weitgehend gleichgeblieben sind Umsätze für Produkte und Dienstleistungen. Auf Einbußen verweisen 39 Prozent (2024: 37) der Befragten, zumeist Betriebe des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes, bei Handwerken für den gewerblichen Bedarf sowie bei jenen des Gesundheitssektors. Zuwächse entfallen nur noch auf 14 Prozent der Betriebe (2024: 16).
Zumeist angespannt ist offenbar die Lage bei Verkaufspreisen: Nur noch 40 Prozent der befragten Betriebe (2024: 48) haben höhere Preise am Markt durchsetzen können, darunter Firmen aus dem Kfz-Gewerbe sowie aus dem Lebensmittelhandwerk (Bäcker, Fleischer, Konditoren). Dagegen gibt mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Betriebe (2024: 45) an, Preise auf Vorjahresbasis zugrunde gelegt zu haben.
Nicht zuletzt zeigt sich die Krise am Bau und im Zulieferbereich auch bei den Auftragseingängen im Sachsen-Handwerk: 11 Prozent der Firmen nennen Zuwächse (2024: 9 Prozent); für 53 Prozent (2024: 62 Prozent) der Befragten bewegt sich das Auftragsaufkommen auf dem Vorjahreslevel. Gar 36 Prozent der Befragten (2024: 29 Prozent) konstatieren starke Auftragsrückgänge.
Mehr Lücken in den Auftragsbüchern melden anteilig vor allem Betriebe des Bauhauptgewerbes, Handwerke für den gewerblichen Bedarf sowie Gesundheitshandwerke. – Über alle Gewerbegruppen hinweg bewegt sich die Auftragsreichweite im Sachsen-Handwerk bei durchschnittlich 10,3 Wochen (Frühjahr 2024: 10,0).
Ohne nennenswerte Abweichungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum stellt sich das Investitionsverhalten (Neuanschaffungen/Ersatzinvestitionen) im Handwerk dar: Laut Konjunkturerhebung geben für Investitionen – wie im Vorjahr – 11 Prozent der Befragten mehr Geld aus. 47 Prozent der Befragten legen bei solchen Ausgaben das eigene Vorjahresbudget zugrunde (2024: 50 Prozent). 42 Prozent (2024: 39) der Betriebe machen Abstriche bei Investitionen.
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An der Frühjahrskonjunkturumfrage 2025 im sächsischen Handwerk nahmen 1.433 von insgesamt 8.407 angeschriebenen Unternehmen teil. Die Rücklaufquote beläuft sich damit auf 17,04 Prozent.