Stimmung im Handwerk wegen unsicherer Aussichten gedrückt

16.11.2023

Sächsischer Handwerkstag: Unverändert hohe Energie- und Materialpreise machen Unternehmen zu schaffen – Privatverbraucher halten aufgrund der Inflation ihr Geld zusammen

Die Stimmung im sächsischen Handwerk ist gedrückt; vor allem das Bauhauptgewerbe als Konjunkturmotor für den gesamten Wirtschaftsbereich Handwerk hat an Zugkraft kräftig eingebüßt. Aber auch in Gewerbezweigen außerhalb von
Haus- und Wohnungsbau macht Unternehmen neben gestiegenen Preisen und kostentreibenden energetischen Auflagen der Wegfall von Investitionen privater und öffentlicher Auftraggeber infolge des Zinshochs an Kapitalmärkten zu schaffen.

Obgleich Handwerker vieler Branchen noch immer gut zu tun haben und Altaufträge abarbeiten, dominieren in Betrieben nahezu aller Gewerbegruppen Skepsis und Verunsicherung über künftige Geschäftserwartungen. „Zum einen halten sich Privatverbraucher aufgrund der Inflation mit Neuanschaffungen zurück. Zum anderen wird das gesamte Handwerk durch hohe Energie- und Materialpreise sowie durch chronischen Mangel an Fach- und Arbeitskräften im Wachstum ausgebremst“, wie Handwerkstag-Vizepräsident Tobias Neubert am Donnerstag in Dresden resümierte.

Laut Herbst-Konjunkturbericht 2023 bewertet – wie schon im Vorjahreszeitrum – über alle Gewerbegruppen hinweg knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) die Geschäftslage (Umsatz, Preise, Aufträge) mit gut, 39 Prozent mit befriedigend, 14 Prozent mit schlecht (Herbst: 2022 - gut: 48; befriedigend: 38; schlecht: 14 Prozent). Stark zurückhaltend äußert sich ein Großteil der Handwerker zu Geschäftsaussichten für die nächsten Wochen: Mit besseren bzw. gleichbleibenden Geschäften rechnen 6 bzw. 64 Prozent der Betriebe; knapp ein Drittel aller Befragten (30 Prozent) erwartet eine Verschlechterung.

Gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert hat sich die Geschäftslage für Betriebe des Bauhauptgewerbes, teilweise auch für die des Ausbaugewerbes.
Firmen beider Gewerbezweige geben die Geschäftslage zu 17 bzw. 10 Prozent (Herbst 2022: 11 und 9) mit schlecht/verschlechtert, 42 bzw. 35 Prozent mit befriedigend (2022: 39 und 33) sowie nur noch zu 41 bzw. 55 Prozent (2022: 50 bzw. 58 Prozent) mit gut an.

Verhältnismäßig solide, wenn auch mit Abstrichen, fallen die Geschäfte dagegen bislang für das Gros der Betriebe aus anderen Gewerbegruppen aus, darunter bei Handwerkern, die für den gewerblichen Bedarf (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer usw.) produzieren, Lebensmittelhandwerkern (Bäcker, Konditoren, Fleischer) sowie bei Anbietern personenbezogener Dienstleistungen (Friseure, Fotografen, Goldschmiede usw.).

Kritischer als 2022 ist die Situation der Beschäftigten/Beschäftigtenzahl im Handwerk. Vor dem Hintergrund eines anhaltenden Fachkräftemangels signalisieren jetzt nur noch gut zwei Drittel (69 Prozent - 2022: 71) der befragten Betriebe, den Personalbestand konstant gehalten zu haben.
Zuwächse im Personalbereich melden 12 Prozent der befragten Firmen (Kfz-Gewerbe, Gesundheitshandwerke). Knapp ein Fünftel (19 Prozent) der Firmen (2022: 16) signalisieren, die Belegschaft reduziert zu haben, hier insbesondere im Bau- und Ausbaugewerbe.

Differenziert stellt sich die Lage bei Umsätzen und Verkaufspreisen für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen dar. Gut die Hälfte (51 Prozent) der Befragten (2022: 49) nähern sich beim Umsatz Vorjahreswerten; 22 Prozent (2022: 28) kommen auf Zuwächse. Immerhin mehr als ein Viertel der Firmen (27 Prozent; 2022: 23) meldet deutliche Umsatzrückgänge, hier wiederum auffallend stark im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe.

Das Erscheinungsbild bei Verkaufspreisen: Jetzt nur noch knapp die Hälfte (47 Prozent) der befragten Betriebe (2022: 68) haben nach eigener Auskunft höhere Preise am Markt durchsetzen können. Mit ebenfalls 47 Prozent meldet fast die Hälfte der Betriebe (2022: 30), Preise wie im Vorjahr kalkuliert zu haben.

Noch relativ entspannt – verglichen mit Herbst 2022 – ist in vielen Gewerken die Noch-Auftragslage (Auftragseingänge/Auftragsbestand) im Sachsen-Handwerk. 11 Prozent der Firmen melden Zuwächse (2022: 15); für 63 Prozent (2022: 62) der Be-fragten entspricht die aktuelle Auftragslage dem Vorjahresniveau. Mehr als ein Vier-tel der Befragten (26 Prozent) verweist auf gesunkene Auftragseingänge.

Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im Handwerk aktuell auf durchschnittlich 10,5 Wochen. Im Herbst 2022 waren es im Schnitt noch 11,2 Wochen.

Zu erwarteten Auftragseingängen: Gedämpft-optimistisch (mehr oder gleichbleibend) äußern 65 Prozent (Herbst 2022: 55) der befragten Handwerksbetriebe. 35 Prozent der Betriebe sehen bei Neu-Auftragseingängen eher schwarz (2022: 45).

Investitionen in Ausstattung und Ausrüstungen bleiben für Handwerksunternehmer ein wichtiges Thema. Nach dem aktuellen Konjunkturbericht stellen für Ersatz- bzw. Neuinvestitionen 11 Prozent der Betriebe mehr Mittel bereit. 46 Prozent der Firmen orientieren sich am Budget des Vorjahres; 43 Prozent der Firmen (2022: 38) wollen derartige Ausgaben offenbar vorerst zurückstellen.

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An der Herbst-Konjunkturumfrage im Sachsen-Handwerk 2023 – durchgeführt von den Handwerkskammern – beteiligten sich 1.395 von insgesamt 6.849 angeschriebenen Unternehmen. Die Rücklaufquote beläuft sich damit auf 20,3 Prozent.

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