Hohe Zinsen und anhaltende Teuerung setzen Handwerkern zu

05.06.2023

Sächsischer Handwerkstag: Hohe Energie- und Rohstoffpreise hemmen Geschäfte von Handwerkern / Signale für „richtigen“ Aufschwung bisher nicht erkennbar

Auch wenn die Winter-Rezession infolge der Energiekrise deutschlandweit keine massiven Einschläge zur Folge hatte, bleiben sächsische Handwerker hinsichtlich ihrer Geschäftserwartungen fürs Sommerhalbjahr 2023 eher skeptisch. Zurückzuführen ist die Verunsicherung zum einen auf eine noch immer relativ hohe Teuerung, etwa bei Energie- und Rohstoffpreisen. Zum anderen spüren vor allem Betriebe der Baubranche, dass erhöhte Kapitalmarkt-Zinsen einen Schwund an kreditfinanzierten Investitionen öffentlicher und privater Auftraggeber hervorrufen. Erschwert ist die Lage am Bau zudem durch gestiegene Baupreise und höhere energetische Auflagen.

„Weil dadurch der Konjunkturmotor für den gesamten Wirtschaftsbereich Handwerk spürbar ins Stottern geraten ist, können wir Signale für einen `richtigen´ Wirtschaftsaufschwung bislang nicht erkennen. Erst bei einer stärker abflachenden Inflationsrate dürfte auch die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen steigen. Allerdings bleibt das Risiko, dass hohe Energiekosten gewerbliche und private Haushalte auch künftig belasten werden.“ Dieses Fazit zog Handwerkstag-Vizepräsident Tobias Neubert am Montag in Dresden.

Wie aus dem Frühjahr-Konjunkturbericht 2023 hervorgeht, gibt – über alle Gewerbegruppen hinweg – trotz der aktuellen Hemmnisse knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) ihre Geschäftslage mit gut, 39 Prozent mit befriedigend/gleichbleibend, 13 Prozent mit schlecht(er) an. (Frühjahr 2022: gut/besser: 51; befriedigend/gleichbleibend: 38; schlecht: 11 Prozent.) Abwartend-skeptisch fallen die Erwartungen für die nächsten Wochen aus: Der überwiegende Teil der Befragten (70 Prozent) rechnet mit allenfalls gleich-bleibenden Geschäften; knapp ein Fünftel befürchtet gar einen Negativ-Trend.

Herbe Einschnitte vermelden Betriebe des Bauhaupt- und des Ausbaugewerbes. Firmen dieser Gewerbezweige geben die Geschäftslage nur noch zu 44 bzw. 62 Prozent (Frühjahr 2022: 55 bzw. 67) mit gut an. Mit schlecht bewerten die Geschäfte diesmal 16 bzw. 9 Prozent (2022: 9 bzw. 6 Prozent) der befrag-ten Bau- und Ausbaufirmen.

Eher positive Signale zur Geschäftslage kommen zumeist von Handwerkern, die für den gewerblichen Bedarf arbeiten (Feinwerkmechaniker, Elektroma-schinenbauer, Metallbauer), zugleich von Betrieben des Kfz-Gewerbes, des Nahrungsmittelgewerbes (Bäcker, Fleischer, Konditoren) sowie von Anbietern personenbezogener Dienstleistungen (Friseure, Fotografen, Goldschmiede, Maßschneider etc.)

Dagegen stellt sich die Lage bei den Gesundheitshandwerken (Augenoptiker, Hörakustiker u.a.) in diesem Frühjahr eher durchwachsen dar.

Bei der Beschäftigtenzahl setzen Unternehmer – auch wegen der unveränderten Knappheit an Fach- und Arbeitskräften – weitgehend auf Stabilität. So verweist mit anteilig 77 Prozent (2022: 76) weiterhin mehr als Dreiviertel der befragten Betriebe darauf, den Personalbestand konstant gehalten zu haben. Zuwächse in der Belegschaft melden 7 Prozent der befragten Firmen (hier vor allem: Kfz-Gewerbe). Dagegen sind 16 Prozent der Betriebe (2022: 15) offen-bar um Personalabbau nicht umhingekommen.

Zumeist auf Vorjahresniveau geblieben sind die Umsätze für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen. 46 Prozent der Befragten (2022: 49) verweisen bei Umsätzen auf Vorjahresniveau, ein Viertel auf Zuwächse - so wie schon im Frühjahr 2022. Knapp 30 Prozent der Befragten (2022: 26 Prozent) mussten eigenen Angaben zufolge Umsatzeinbußen verkraften, in erster Linie Firmen des Bauhauptgewerbes sowie die personenbezogener Dienstleistungen.

Im Wesentlichen positiv-stabil ist die Lage bei Verkaufspreisen: Zwei Drittel der befragten Betriebe (2022: 70 Prozent) haben höhere Preise am Markt durchsetzen können, darunter Firmen aus dem Kfz-Gewerbe, aus dem Gesundheitssektor sowie aus dem Bereich der Personenbezogenen Dienstleistungen. Dagegen signalisieren 30 Prozent der Betriebe (2022: 28), Preise auf Vorjahresbasis kalkuliert zu haben.

Unwägbarkeiten bei Angebot und Nachfrage auf den Märkten spiegeln sich auch bei den Werten zu Auftragseingängen/Auftragsbestand im Sachsen-Handwerk. 13 Prozent der Firmen geben Zuwächse an (2022: 17 Prozent); für fast zwei Drittel (2022: 64 Prozent) der Befragten liegt die Auftragslage auf Vorjahresniveau. Mehr als ein Fünftel (2022: 19 Prozent) konstatiert rückläufige Auftragseingänge.

Auftragseinbrüche melden insbesondere personenbezogene Dienstleister, Betriebe der Gesundheitsgewerbe sowie Firmen des Bauhauptgewerbes. – Unterm Strich: Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im sächsischen Handwerk auf durchschnittlich 10,9 Wochen (im Frühjahr 2022 waren es im Schnitt rund zwei Wochen mehr).

Schließlich machen sich die Turbulenzen auf den Märkten im Investitionsverhalten (Neuanschaffungen/Ersatzinvestitionen) von Handwerksbetrieben be-merkbar. Laut Konjunkturbericht stellen für Investitionen immerhin 13 Prozent der Betriebe (2022: 12) mehr Mittel bereit. Die Hälfte der Befragten (2022: 55 Prozent) orientierte sich bei diesbezüglichen Ausgaben am Budget aus dem Vorjahr, während 37 Prozent (2022: 33) der Betriebe die entsprechenden Mittel kürzten.

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An der Frühjahrskonjunkturumfrage 2023 im sächsischen Handwerk nahmen 1.405 von insgesamt 6.902 angeschriebenen Unternehmen teil; die Rücklaufquote beläuft sich damit auf 20,4 Prozent.

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